Basalt aus Hanaus Steinbrüchen
Der Bismarckturm in Hanau-Wilhelmsbad
Die Hanauer Bismarcksäule ist in Hessen der dritte und letztgebaute Turm nach dem von der deutschen Studentenschaft prämierten Bismarcksäulen-Entwurf „Götterdämmerung“ des Architekten Wilhelm Kreis. Im Gegensatz zu den Bismarcksäulen in Marburg und Kassel wurde in Hanau eine reine Feuersäule (ohne Aussichtsfunktion) errichtet.
Bauplanung
Der Bau dieses Bismarckturmes wurde im Jahr 1900 vom Nationalliberalen Verein in Hessen angeregt. Die Stadt Hanau sowie der Landkreis Hanau beschlossen gemeinsam die Errichtung dieser Bismarcksäule.
Am 28.05.1900 wurde ein "Ausschuss zur Errichtung einer Bismarcksäule" unter Vorsitz des Fabrikbesitzers Dr. W. Heraeus aus Hanau gebildet.
Im Februar 1901 erließ der Ausschuss einen Spendenaufruf und klärte die Standortfrage. Als Turmstandort wählte man den Kurort Wilhelmsbad bei Hanau aus.
Der Ausschuss entschied sich für den von der deutschen Studentenschaft mit dem 1. Preis ausgezeichneten Entwurf "Götterdämmerung" des Architekten Wilhelm Kreis. Die Baukosten in Höhe von 28.000 Mark für den Bismarckturm konnten durch Spendensammlungen im Stadt- und Landkreis Hanau aufgebracht werden. Für die Spendensammlungen wurden Spendenbüchsen in Form des Bismarckturm-Entwurfs "Götterdämmerung" verwendet.
Bauarbeiten
Am 04.09.1904 wurde der Grundstein für die Säule gelegt.
Als Baumaterial wählte man grob behauenen Basalt aus den nahe des Bauplatzes befindlichen Steinbrüchen von Wilhelmsbad und Steinheim.
Die Bauoberleitung übernahmen der Hanauer Baurat Wohlfarth sowie der technische Ausschuss. Mit der Bauausführung wurde Maurermeister J. Louis Wörner aus Hanau beauftragt.
Turmbeschreibung
Das 18 m hohe Bauwerk wurde als Feuersäule ohne Aussichtsfunktion errichtet.
Als Basis des Turmes dient ein zweistufiges quadratisches Podest.
Die untere Podeststufe ist 11,35 m x 11,35 m, die obere Podeststufe 8,75 m x 8,75 m breit. Die Höhe der unteren Podeststufe beträgt 0,60 m (Tiefe: 1,30 m), der oberen Podeststufe 0,75 m (Tiefe: 1,10 m).
Darauf erhebt sich der quadratische Turmsockel mit einer Seitenlänge von 6,55 m und einer Höhe von 2,15 m.
Eine eingefasste Treppe mit acht Stufen (Breite: 2,03 m, mit Einfassung: 3,03 m) führt auf der Westseite auf die obere Podeststufe in Höhe der Eingangstür des Turmes (Gesamthöhe der Stufen: 1,35 m).
Die Eingangstür ist 1,16 m x 2,06 m groß. Der Türsturz hat eine Breite von 1,68 m, ist an den Seiten jeweils 0,26 m und in der Mitte 0,53 m hoch.
An der Ostseite des Turmes ist als einziger Schmuck ein Reichsadlerrelief mit der Schlange der Zwietracht und Bismarck-Wappen (darunter die Inschrift "BISMARCK"), auf der Nordseite eine Inschrifttafel mit der Inschrift
"BISMARCKTURM
Zeugnis nationaler Begeisterung für
den Eisernen Kanzler
Otto von Bismarck, Begründer des
zweiten Deutschen Reiches von 1871.
Einweihung 1905.
Architekt: Wilhelm Heinrich Kreis, Dresden"
angebracht.
Die vier Kanten des Schaftes bestehen - wie bei dem Entwurf "Götterdämmerung" typisch - aus Dreiviertelsäulen, die von einem Architrav mit dreistufigem Oberbau zusammengehalten werden. An allen Seiten des Turmes (außer Ostseite) ist mittig im oberen Bereich des Turmschaftes ein schmaler Lichtschlitz eingelassen.
Auf der Südseite des Turmes ist über der Wulst ein kleiner Austritt vorhanden, der zum Erreichen der Feuerschale diente.
Auf dem Turmkopf wurde eine runde eiserne Feuerschale (Durchmesser 2,50 m, Kosten 850 Mark) auf einem Gestell installiert. Befeuert wurde diese mit Kolophonium (Harzprodukt) und Talg. Die Brenndauer betrug ca. 2 Stunden.
Turmgeschichte
1905-1979
Am 03.09.1905 wurde die Säule unter großer Beteiligung der Bevölkerung feierlich eingeweiht. Bauleiter Wohlfahrt übergab dem Vorsitzenden des Ausschusses, Dr. Heraeus, den Schlüssel der Säule, den dieser an den Vorsitzenden des Kreisausschusses, Landrat von Beckerath weiterreichte, welcher ihn im Namen der Kreisverwaltung und der beteiligten Ortsbehörden übernahm.
Bei Anbruch der Dunkelheit wurde die Feuerschale erstmals entzündet.
In den 1970er Jahren wurde eine Infotafel zur Geschichte des Bismarckturmes vor dem Turm aufgestellt.
1980 bis heute
Vor 2005 wurde eine schmale Metalltreppe in den Turm eingezogen.
Am Tag des offenen Denkmals im September 2005 wurde die Säule nach vielen Jahrzehnten erstmalig wieder befeuert.
Der Turm war im Oktober 2018 äußerlich sanierungsbedürftig. Aus den Steinen am Turmkopf wuchsen Pflanzen.
Am 07.07.2022 wurde vom Leistungskurs Geschichte (12. Jahrgangsstufe) der Hohen Landesschule mit ihrem Lehrer Dr. André Griemert eine neue Infotafel vor dem Bismarckturm aufgestellt und damit die alte Infotafel ausgetauscht.
Inhaltlich setzt diese sich kritisch mit den Widersprüchen der Bismarck'schen Politik auseinander, um den Erinnerungsort Bismarckturm für die Bürger in der heutigen Zeit greifbarer zu machen.
Links
Koordinaten und Kartenmaterial
Quellen
- Seele, Sieglinde: Lexikon der Bismarck-Denkmäler, Imhof-Verlag Petersberg, 2005, S. 190
- Seele, Sieglinde, Mannheim (Archiv Seele): BISMARCK-SÄULE von HANAU (Hessen)
- von Bismarck, Valentin: Bismarck-Feuersäulen u. Türme (unveröffentlichtes Manuskript); Nr. 120 "Bismarck-Feuersäule in Wilhelmsbad bei Hanau", 1900 - 1915, 1937 (im Archiv der Burschenschaft Alemannia, Bonn)
- Zeitschrift des Bismarck-Bundes; 2. Jahrgang 1904 (Nr. 9, S. 3; Nr. 11/12, S. 9), 3. Jahrgang 1905 (Nr. 11, S. 10)
- Ehrhardt, Max: Bismarck im Denkmal des In- und Auslandes, Thüringische Verlags-Anstalt Eisenach-Leipzig, 1903, "Die Bismarck-Säule (Architekt Kreis) zu Hanau"
- Hanauer Anzeiger, 04.09.1905
Fotografen
- Jörg Bielefeld, Leverkusen (Juni 2003, Mai 2016)
- Richy Oelke, Kelkheim (April 2018)
- Ralph Männchen, Dresden (Oktober 2018)
Übersichtskarte Standort Bismarckturm
Der genaue Standort ist über die Links zu Google Maps / Google Earth (s.o.) zu finden.
Bildergalerie Bismarcksäule / Bismarckturm Hanau
Foto Bismarckturm Hanau Juni 2003
Foto Bismarckturm Hanau Juni 2003
Foto Bismarckturm Hanau Juni 2003
Foto Bismarckturm Hanau April 2018
Foto Bismarckturm Hanau April 2018
Foto Bismarckturm Hanau April 2018
Foto Bismarckturm Hanau April 2018
Foto Bismarckturm Hanau April 2018
Ansichtskartenmotive: Bismarckturm-Archiv Jörg Bielefeld, Leverkusen
Fotografien: Jörg Bielefeld, Leverkusen, ansonsten siehe jeweiliges Foto (Erlaubnis des Fotografen)
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